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Bilder aus dem Château de Chenonceau (Besuch 2022)
Château de Chenonceau
Schloss Chenonceau (französisch Château de Chenonceau) ist ein Wasserschloss im französischen Ort Chenonceaux im Département Indre-et-Loire in der Region Centre-Val de Loire. Sein Hauptgebäude steht – von Wasser umgeben – am nördlichen Ufer des Flusses Cher, während die später errichtete Galerie die Cher überbrückt. Etwa zwölf Kilometer südlich der Loire bei Amboise in der Mitte der Touraine gelegen, gehört Chenonceau zu den Schlössern der Loire. Neben Schloss Montsoreau in der Loire ist es das einzige, das direkt in einem Flussbett gebaut wurde.
Alljährlich besuchen rund 800.000 Touristen die Anlage und machen damit Chenonceau nach Versailles zum meistbesuchten Schloss Frankreichs. Das „eleganteste, feinste und originellste der Loire-Schlösser“ wird auch das Schloss der Damen (französisch Château des Dames) genannt, denn es waren fast immer Frauen, die seine Geschichte bestimmten.
Seine Wurzeln liegen in einem befestigten Anwesen mit dazugehöriger Wassermühle, das über die Familie Bohier in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in den Besitz der französischen Krone kam. Diane de Poitiers prägte das Aussehen des Schlosses durch Erweiterungen ebenso, wie es ihre Nachfolgerin Katharina von Medici tat, der die Anlage ihre berühmte Galerie zu verdanken hat.
Nachdem die Gebäude seit Ende des 17. Jahrhunderts verlassen und nicht mehr bewohnt waren, wurde das Schloss 1733 von dem reichen Steuerpächter Claude Dupin gekauft. Seine Frau Louise erfüllte es danach wieder mit Leben. Die Tochter des reichen Bankiers Samuel Bernard und Enkelin eines Mitglieds der Comédie-Française unterhielt einen Salon auf Chenonceau und machte es so zum Treffpunkt von bekannten Literaten und geistig interessierten Mitgliedern der gesellschaftlichen Oberschicht. Die Nachfahren der Dupins veräußerten Chenonceau 1864 an den wohlhabenden Chemiker Théophile-Jules Pelouze, dessen Frau Marguerite das gesamte Familienvermögen einsetzte, um die Schlossgebäude zu restaurieren. Ihre Anstrengungen werden seit 1951 durch die neuen Inhaber fortgesetzt, die Familie des Schokoladenfabrikanten Menier.
Das Schloss besteht aus einem nahezu quadratischen Wohngebäude, dem sich südlich eine Galerie anschließt. Die beiden Gebäude stehen im Wasser des Cher. Nördlich davon steht der ehemalige Bergfried der Vorgängeranlage – Tour des Marques genannt – auf einer von Wassergräben umgebenen Insel, die im Osten und Westen von zwei Renaissancegärten flankiert wird. Außerdem gehören ein ehemaliges landwirtschaftliches Gut, eine Orangerie sowie ein Kanzleigebäude – die Chancellerie – und ein ehemaliger Wirtschaftstrakt zur Schlossanlage. Sie liegen alle nördlich des Hauptgebäudes. Dieses wurde bereits 1840 mitsamt der Galerie unter Denkmalschutz gestellt. Die Gärten und der Park folgten im November 1962.
Geschichte
Die beinahe 800 Jahre alte Geschichte Chenonceaus wurde fast immer von Frauen geprägt, auf deren Geheiß das Schloss zu seiner heutigen Erscheinung ausgebaut wurde. Frauen machten es zum Mittelpunkt ausschweifender Festivitäten des französischen Königshofs und zeitweilig zu einem Treffpunkt illustrer Gäste aus Kunst und Kultur.
Bewohner und Besitzer
Burg und Schloss in Privatbesitz
Chenonceau wurde im 13. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Ein dort existierender Mühlengrund war seit den 1230er Jahren im Besitz der Herren von Marques. Ende des 15. Jahrhunderts kam die Familie in finanzielle Schwierigkeiten, sodass ihr Oberhaupt, Pierre de Marques, ab 1496 gezwungen war, nach und nach Ländereien aus dem Familienbesitz zu veräußern. Käufer war jedes Mal der gleiche Mann: Thomas Bohier. Doch die Verkäufe konnten die Geldprobleme der Familie Marques nicht beheben. 1512 wurde der Restbesitz – bestehend aus einem befestigten Burghaus samt einer dazugehörigen Mühle im Cher sowie etwas Land – zur Versteigerung ausgeschrieben, und wieder war es Thomas Bohier – mittlerweile Eigentümer aller sonstigen Chenonceau umgebenden Ländereien – der den Marqueser Besitz erwarb. Gegen eine letzte Zahlung von 12.500 Livres wurde er am 8. Februar 1513 auch Eigentümer der Burg und der dazugehörigen Mühle.
Bohier hatte unter Karl VIII. und Ludwig XII. Karriere am französischen Königshof gemacht und bekleidete während der Regierung von Franz I. zuerst das Amt des Generalsteuereinnehmers in der Normandie, anschließend das eines königlichen Finanzsekretärs. Vom König in den Adelsstand erhoben, begleitete Bohier ihn auf seinen Italienfeldzügen, sodass er in Chenonceaux während seiner Abwesenheit von seiner Frau Katherine Briçonnet vertreten wurde, die entscheidenden Einfluss auf die architektonische Gestaltung der Wasserburg und ihren Aufbau nahm. Sie war die Nichte des einflussreichen Finanziers Jacques de Beaune-Semblançay.
Eigentum der Königsfamilie
Franz I. veranlasste nach dem Tod Thomas Bohiers 1524 eine Finanzprüfung, um dessen Amtsführung nachträglich zu kontrollieren. Dabei traten Unregelmäßigkeiten zutage, die Bohier angelastet wurden. Laut dem Untersuchungsergebnis hatte er Geld veruntreut. Obwohl ihm dies nie zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte, machte der König gegenüber Thomas’ Sohn Antoine Forderungen in Höhe von 190.000 Livres tournois geltend. Um diese Forderung begleichen zu können, überließ Antoine der Krone im Mai 1535 Chenonceau, das Franz I. anschließend als Jagdschloss nutzte. Der Connétable Anne de Montmorency bezog im Namen des Königs Quartier im Schloss. Als offizieller Grund für dessen Abtretung wurde jedoch angegeben, Antoine habe dem König gefällig sein wollen.
Als Heinrich II. 1547 den französischen Thron bestieg, schenkte er das Schloss seiner Mätresse Diane de Poitiers, die er 1548 zur Herzogin von Valentinois erhob. Sie ließ zahlreiche Veränderungen am Schloss vornehmen und machte sich ihre guten Beziehungen zum Königshof zunutze, um Chenonceau nicht nur als Geschenk zu besitzen, sondern es auf offiziellem Weg zu erwerben. Dazu ließ Diane den Vertrag, mit dem Antoine Bohier das Schloss an die Krone abgetreten hatte, annullieren, sodass er wieder Eigentümer der Anlage wurde. Allerdings war er damit auch wieder Schuldner der Krone, sodass das Schloss beschlagnahmt und mittels Versteigerung zum Kauf angeboten wurde. Den Zuschlag bekam erwartungsgemäß Diane de Poitiers, die auf diesem Weg das Anwesen im Jahr 1555 offiziell mit eigenem Geld erwarb.
Nach dem Tod Heinrichs II. wurde seine Witwe Katharina von Medici Regentin für ihren gesundheitlich angeschlagenen Sohn Franz II. Schon lange wollte sie Chenonceau für sich besitzen und nutzte ihre neu gewonnene Macht, um die verhasste Konkurrentin aus dem Schloss zu vertreiben. Sie zwang Diane, es gegen Schloss Chaumont einzutauschen. Katharina gab in Chenonceau rauschende Feste zu Ehren ihrer Söhne und Schwiegertöchter, die oft mehrere Tage dauerten und nicht selten den Charakter ausschweifender Orgien besaßen. Anlässlich der Thronbesteigung von Franz II. fand auf Schloss Chenonceau unter der Regie Katharinas das erste königliche Feuerwerk Frankreichs statt. Außerdem initiierte sie den Bau der großen Galerie und ließ – ebenso wie ihre Vorgängerin – einen Garten anlegen.
Katharina von Medici vermachte das von ihr so geliebte Schloss ihrer Schwiegertochter Louise de Lorraine-Vaudémont, der Frau Heinrichs III. von Frankreich. Nach dessen Ermordung im August 1589 trug diese gemäß der höfischen Sitte nur noch weiße Trauerkleidung, was ihr den Beinamen Die weiße Königin einbrachte. Acht Jahre lebte sie vollkommen zurückgezogen auf Chenonceau. Als Ausdruck ihrer Trauer ließ sie ihr Zimmer mit einer schwarzen Täfelung verkleiden, die Bezüge ihrer Möbel schwarz gestalten und verbrachte ihre Zeit mit Beten, Sticken und Lesen. Für ihr Seelenheil waren Kapuzinerinnen zuständig, die in einer klosterähnlichen Gemeinschaft im Dachgeschoss des Schlosses lebten. Finanzielle Schwierigkeiten zwangen Louise de Lorraine dazu, Chenonceau 1597 zu verlassen und in das Schloss von Moulins umzuziehen. Ein Vertrag vom 24. Dezember des gleichen Jahres setzte Gabrielle d’Estrées, die Mätresse Heinrichs IV., in alle Rechte und Pflichten als Louises Nachfolgerin ein. Gabrielle hatte das Schloss erstmals in jenem Jahr bei einem gemeinsamen Besuch mit ihrem König kennengelernt. Ihr Sohn César de Vendôme wurde schon im Kindesalter mit Louises Nichte Françoise de Lorraine-Mercœur verlobt, und die Königswitwe überließ Louise und deren zukünftigem Ehemann Schloss Chenonceau 1601 als Hochzeitsgeschenk.
Ungenutzt und vernachlässigt
Da die beiden Verlobten noch zu jung waren, um ihre Rechte selbst auszuüben, blieb Chenonceau weiterhin unter der Obhut von Césars Mutter Gabrielle d’Estrées. Doch weder sie noch ihr Sohn und seine spätere Frau nutzten es als Wohnsitz. César de Vendôme wurde 1624 durch seine Frau offiziell Eigentümer des Anwesens, doch er bevorzugte Schloss Anet als Aufenthaltsort und überließ die Verwaltung Chenonceaus samt der dazugehörigen Ländereien seiner Frau. Doch auch sie nutzte es nicht als Wohnsitz, es blieb jahrelang verlassen. Auf César folgte dessen Sohn Louis als Schlossherr, dessen Nachfolge ab 1669 Louis II. Joseph de Bourbon und sein Bruder Philippe antraten. Unter ihrer Ägide wurden viele Stücke der wertvollen Inneneinrichtung sowie Kunstgegenstände und Bücher, die Katharina von Medici und Louise de Lorraine-Vaudémont angesammelt hatten, entweder in andere, bevorzugte Residenzen gebracht (zum Beispiel Schloss Anet) oder an Ludwig XIV. verkauft und verschenkt. So kamen beispielsweise die Statuen aus den Nischen der Galerie nach Versailles.
Nach dem Tod Louis Josephs erbte seine Frau Marie-Anne de Bourbon-Condé den Besitz, die ihn bei ihrem Ableben 1718 ihrer Mutter Anna Henriette von Pfalz-Simmern, Fürstin von Condé, hinterließ. Diese verkaufte das Schloss 1720 an den Herzog von Bourbon, Louis IV. Henri.
Eine zweite Blütezeit
1733 erwarb Claude Dupin, seines Zeichens Steuerpächter und später Verwalter der königlichen Krongüter, das recht heruntergekommene Schloss. Seine zweite Frau Louise belebte es anschließend neu, indem sie dort philosophische und literarische Salons veranstaltete und Chenonceau zum Treffpunkt der berühmtesten Literaten und Philosophen ihrer Zeit machte. Zu Gast waren dort zum Beispiel Voltaire, Montesquieu, Buffon und Madame de Deffand sowie Fontenelle, Marivaux und Madame de Tencin. Seit 1747, möglicherweise sogar schon ab 1740, beschäftigte Madame Dupin einen jungen Mann als Sekretär und Erzieher für ihren Sohn, der später europaweit von sich reden machen sollte: Jean-Jacques Rousseau.
Louise Dupin starb 1799 und wurde im Park von Chenonceau am Südufer des Cher begraben. Ihrem Ansehen und ihrer Beliebtheit bei der Bevölkerung war es zu verdanken, dass das Schloss die Französische Revolution unbeschadet überstand und nicht von Revolutionären geplündert oder beschädigt wurde. Die unterschiedliche Schreibweise des Schlossnamens (Chenonceau) und des Ortes (Chenonceaux) geht angeblich auf sie zurück. Durch Weglassen des X – ein Zeichen königlichen Besitzes – beim Namen des Schlosses soll sie während der Französischen Revolution ihre Verbundenheit mit dem republikanischen Gedanken zum Ausdruck gebracht haben. Zwar ist dieser Zusammenhang nicht belegt, gleichwohl war es aber Louise Dupin, die als Erste in Schriftstücken den Schlossnamen ohne ein X am Ende schrieb. Das Schloss hinterließ sie ihrem Großneffen, einem Grafen von Villeneuve, nach dessen Tod 1863 seine Erben Chenonceau 1864 an Théophile Pelouze veräußerten.
19. und 20. Jahrhundert
Pelouzes Frau Marguerite machte es zu ihrer Lebensaufgabe, das Schloss unter hohem finanziellem Aufwand zu restaurieren, und knüpfte an die alte Tradition der pompösen Feste im Schloss an. So bot sie zum Beispiel dem französischen Präsidenten Jules Grévy, dem Schwiegervater ihres Bruders, ein venezianisches Fest mit Gondeln auf dem Cher, die sie eigens aus Venedig hatte kommen lassen. Der Erhalt und die Wiederherstellung der Anlage im Zustand des 16. Jahrhunderts verschlang Marguerite Pelouzes gesamtes Vermögen. 1888 war sie vollkommen überschuldet und musste Chenonceau an ihre Bank abtreten. Diese ließ es 1913 versteigern. Käufer war der Schokoladenfabrikant Henri Menier, dessen Familie heute noch Eigentümerin ist. Während des Ersten Weltkriegs diente die Galerie als Lazarett.
Von 1940 bis 1942 bestand im Schloss die kuriose Situation, dass die Demarkationslinie zwischen Vichy-Frankreich, der sogenannten „freien Zone“ (französisch „zone libre“), und dem von deutschen Truppen besetzten nördlichen Teil des Landes entlang des Cher und deshalb quer durch das Gebäude verlief. Während der Haupteingang also auf besetztem Gebiet stand, lag der Südausgang der Galerie im freien Teil, sodass das Schloss einen häufig genutzten Fluchtweg darstellte.
Das Absinken des Wasserstandes des Cher durch anhaltende Trockenheit auf 0,30 Meter im April 2019 (gegenüber von 1,20 Meter sonst um diese Jahreszeit) bedroht die Holzpfähle durch Sauerstoffzutritt. Mit einer Sondergenehmigung ordnete die Präfektur daher die Öffnung eines 1,5 Kilometer flussaufwärts gelegenen Nadelwehrs an, um den Wasserspiegel anzuheben.[
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(aus Wikipedia 04/2025)